Wanderfreizeit La Bresse 2021

Auch in diesem Jahr fuhren wir wieder zum Wandern in die Vogesen. 12 Erwachsene und 2 Kinder verbrachten eine erlebnisreiche und erholsame Woche in einem ehemaligen Bauernhaus, welches abgelegen und absolut ruhig und idyllisch am Hang oberhalb des Örtchens La Bresse lag.

In unmittelbarer Nachbarschaft konnten wir auf einem Gelände am Abend die Lamas auf ihrer Weide besuchen, Jogurt an einem nahegelegenen Bauernhof kaufen, die bunten Blumenwiesen, Schmetterlinge und die gesamte Artenvielfalt bewundern, Pflanzen bestimmen oder einfach gemeinsam im Haus spielen, singen, kochen und lesen. Der wild wachsende Thymian, der in großen Kissen am Wegesrand wuchs und mit leuchtenden Lilatönen beeindruckte, verströmte an Sonnentagen einen angenehmen Duft. Der Blick von der Terrasse und vom Esszimmer aus war überwältigend. Die Weite der Landschaft, mit den unzähligen Hügeln, Wäldern und Feldern, setzte die Schönheit der Vogesen in ein besonderes Licht. Unmittelbar vor der Haustür konnten die ersten Wanderungen starten.
Nachdem wir das ganze Haus in Besitz genommen und das Wohnzimmer mit Schlafcouch umfunktioniert hatten, verfügten wir über 7 Schlafzimmer und somit gab es genügend Rückzugsmöglichkeiten und jede Familie hatte ein eigenes Refugium. Der Bauernhof war urig, einfach, aber nett gestaltet und für unsere Gruppe bestens geeignet, wenn auch die Küche von der Ausstattung her etwas zu wünschen übrig ließ und ab und an improvisiert werden musste.
Am Abend prasselte meist das Kaminfeuer gemütlich im Ofen des Aufenthaltsraumes und erzeugte eine wohlig angenehme Wärme. Neben der Küche im Schuppen plätscherte Tag und Nacht der hauseigene Bach und kühlte einige Getränke. Die Verköstigung in dieser Woche war wieder hervorragend und muss gelobt werden. Ich vergebe den goldenen Kochlöffel ! Alle Köchinnen und Köche verwöhnten die hungrigen Wandersleute mit leckeren vegetarischen Speisen, selbstgebackenem Brot und tollen Kuchen. Am ersten Abend und am Folgetag besuchten uns Laura und Hermann, die ebenfalls in Frankreich verweilten und es wurde gemeinsam gegrillt.
La Bresse, im Winter eine Hochburg der Skiliebhaber, zeigte sich von der besten Seite, als kleiner beschaulicher Ort mit einem Marktplatz und netten kleinen Geschäften. Die Plätze und Brücken waren liebevoll mit bunten Blumen geschmückt. Diese kleine Gemeinde, mit rund 4146 Einwohnern, gehört zum Département Vosges in der Region Grand Est. Mit 57,94 km² ist La Bresse die drittgrößte Gemeinde im Département Vosges. Sie liegt im oberen Teil des Tales der Moselotte , 14 km von Gérardmer und 54 km von Colmar entfernt. Wie wir später erfuhren, hat uns auch hier unsere deutsche Vergangenheit eingeholt.
Deportationen, verbrannte Erde
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Elsass von Deutschland faktisch annektiert: die Grenze zu Frankreich verlief auf dem Vogesenkamm; die deutsche Verwaltung, Polizei und NSDAP hatten das Sagen. 1944 von Wehrmacht umzingelt, die Menschen aus ihren Häusern geholt und die Männer zwischen 16 und 65 Jahren unter dem Vorwand eines Arbeitseinsatzes „mit Essensvorräten für zwei Tage“ auf den Place du Champtel vor dem Rathaus bestellt. Schon um 9.30 Uhr ging die erste Gruppe von ca. 400 Mann los, im Schneesturm und unter alliiertem Bombenhagel über den Vogesenpass Col d'Oderen nach Wesserling (Elsass). Dort kamen weitere verschleppte Einwohner aus La Bresse (jetzt insgesamt 483) sowie den Nachbarorten Cornimont (6), Le Thillot (11) und Ventron (128) hinzu. Sie wurden mit dem Zug nach Pforzheim deportiert, wo sie vor allem in Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit leisten mussten. Mehr als 20 Männer aus La Bresse überlebten nicht. Am 9. November wurden hunderte Greise, Frauen und Kinder aus der Stadt gejagt, sie mussten über den 1.000 Meter hohen Pass Col de la Vierge in ein Seitental gehen; auf sich selbst gestellt, fanden sie oft erst nach Tagen eine Bleibe. Die verbliebenen Einwohner/innen wurden im Viertel Chajoux zusammengepfercht, dann wurden vom 11. bis 18. November Häuser, Höfe, Gebäude, Betriebe geplündert, angezündet oder in die Luft gesprengt, La Bresse war „verbrannte Erde“. An der Kirche (Rue de l'Église) und am Kriegsdenkmal auf dem angrenzenden Friedhof erinnern Gedenktafeln an die in den Nazilagern Ermordeten und an die Toten unter den am 8.11.1944 Deportierten.
La Bresse liegt nahe dem Gipfel "Le Hohneck". Dieser ist mit seinen 1363 m der höchste der Vogesen. Von dort aus sieht man die Elsass Ebene, den Schwarzwald und sogar die Alpen. Im Ort selbst besuchte Arno mit den Kindern an einem Regentag das Hallenbad während eine andere Gruppe den Markt mit seinen schönen Ständen oder die Nachbarorte unsicher machte. Trotz der teilweise heftigen Regenfälle klärte sich das Wetter meist wieder auf und den Wanderungen stand nichts im Weg, wenn auch nicht immer alle trockenen Fußes zu Hause ankamen. Das Highlight für die Kinder, insbesondere für den Angelfreund Janosch, war die Anglererlaubnis und so wurden fast täglich die umliegenden Seen aufgesucht in der Hoffnung einen fetten Fang zu angeln. Und richtig, ein kleiner Hecht und ein dicker fetter Karpfen landete zum Schluss an der Angel. Sie wurden aber gleich wieder vom Haken befreit und in den See zurück befördert. Es war wieder eine schöne, erholsame Woche.

Brigitte

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